Vishnu / Lakshmi
Die zweite bedeutende Götterfamilie Indiens ist die von Vishnu und Lakshmi.
Vishnu ist, im Gegensatz zu Shiva, ein König und wird immer mit Krone dargestellt. Er hat den alten Sonnengott Surja abgelöst. Sein Gestirn ist folglich die Sonne, sein Metall das Gold, sein Tragtier der Sonnenvogel Garuda (männliche Intelligenz). Seine häufigsten Symbole sind: Diskus/Keule (Lichtwucht der Sonne)und Lotos/Meeresschnecke (Schöpfung im Urmeer). Er gibt Reichtum und Macht. Deshalb verehren ihn überwiegend die reicheren Schichten der Bevölkerung und die Fürsten. Er kommt in immer neuen Formen (Avatars) auf die Erde, um in die Geschicke der Welt einzugreifen. Ursprünglich eine vorarische Vegetationsgottheit, die die Hälfte des Jahres schläft, wurden von seinem Kult viele Lokalgottheiten absorbiert, die dann der Einfachheit halber als unterschiedliche Avatars (Niederkünfte zur Erde) interpretiert wurden. An der Flexibilität dieses Systems scheiterten alle Missionierungsversuche von außen. Tauchte eine neue Gottheit auf, wurde sie einfach zum Avatar erklärt und damit ein Teil des Vishnukultes. So geschehen mit Buddha, Christus und in neuerer Zeit in einigen Regionen sogar mit Mahatma Gandhi. So wechselt die Zahl der verehrten Avatars regional sehr stark zwischen 10 und über 100. Einige wenige davon wollen wir in den nachfolgenden Legenden besprechen. Sein Kult ist von der Bhakti, der Gottesliebe geprägt und er wird mit 1000 unterschiedlichen Namen angerufen. Als Narayana verehren ihn seine Anhänger als Schöpfer. In der brahmanischen Trimurti ist er der Erhalter.
Seine Gemahlin ist Lakshmi, die ihn in jeder seiner Avatars in unterschiedlichen Formen begleitet (am bekanntesten Sita als Frau Ramas), jedoch immer etwas kleiner dargestellt wird als ihr Mann.
Lakshmi ist die Göttin des Glücks, der Süßigkeiten und des Reichtums. Jeder indische Händler hat deswegen eines ihrer Kultbilder in seinem Laden und verehrt es für guten Geschäftserfolg. Ihre Anhänger wenden sich am Beginn einer neuen Unternehmung an sie, weswegen sie auch am Beginn eines neuen Jahres verehrt wird. Am indische Neujahrsfest (Diwali) bittet man sie und Ganesha um Glück und Reichtum für das kommende Jahr. Ihr zu Ehren werden eine Woche lang Lichterbäume (Vorbild für unsere Christbäume), entzündet. Sie geht im Gegensatz zu ihrem Gemahl Vishnu auf arische Vorbilder zurück und ist wie Aphrodite aus dem Schaum des Meeres geboren. Häufig finden wir sie in einer Lotosblüte sitzend, selten auf einer Eule. Als Gemahlin des Sonnengottes ist sie Deepalakshmi, die Lichtbringerin, und wird an Hauseingängen häufig als Gayalakshmi(von Elefanten mit Wasser übergossene Glücksgöttin) dargestellt.