Krishna
Krishna ist die bekannteste und wichtigste menschliche Avatar Vishnus. Er erklärt als Erster die Seele für unsterblich und seine Kindheitslegenden bilden nach Meinung mancher Forscher die Grundlagen für verschiedene biblische Erzählungen.
Krishna stammt aus der königlichen Familie von Dwarka. Er ist der Sohn von Vasudeva und seiner Gattin Devaki, einer Kusine des Königs Kansa (1) von Mathura. Diesem Kansa wurde prophezeit, daß der 8. Sohn Devakis ihn töten würde. Deswegen ermordet Kansa Devakis Kinder und läßt sie selbst einsperren. Als nun Krishna zur Welt kommt, schlafen die Wächter durch seine Wunderkräfte ein, die Türen springen auf und der kleine Krishna wird von seiner Mutter aus dem Kerker geschmuggelt und in einem aus Lotos geflochtenem Korb auf der Yamuna (2) ausgesetzt. Kurz danach wird er von dem Hirtenmädchen Yasoda gefunden, die ihn zusammen mit ihrem Mann Nanda aufzieht.
Niemand kann dem Kleinen widerstehen und so gibt es die beliebte Darstellung des Balakrishna, wie er gerade seiner Pflegemutter eine Kugel Butter klaut, sie ihm aber nicht böse sein kann. Als junger Mann hat er eine ähnliche Wirkung auf das andere Geschlecht und die Gesänge seiner Geliebten Radha(eine Avatar von Lakshmi) stehen dem Hohen Lied in der Bibel in nichts nach. Sie symbolisieren, daß der Mensch Gott mit aller Innbrunst lieben muß. Ebenso wie die Liebe Gottes zu allen Menschen dadurch ausgedrückt wird, daß Krishna neben Radha, die er später neben der Fürstin Rukmini zur Frau nimmt(3), unzählige andere Geliebte hatte, mit denen allen er aufs mal tanzen konnte. Wenn er auf der Flöte spielt, kommen sie in Scharen angelaufen, wobei die Flöte den Menschen symbolisiert, dem Gott indem er hineinbläst das Leben einhaucht und die Musik erklingen läßt. In einer anderen Legende wird erklärt, daß der Mensch vor Gott nackt und bloß erscheinen und all seine menschliche Scheu ablegen muß: Der etwa 12jährige Krishna kommt an den Fluß und sieht, daß die Kuhmädchen(Gopis) des Dorfes am Baden sind und ihre Kleider am Flußufer liegen haben. Er schleicht sich heran, klaut die Kleider und klettert mit ihnen auf einen Baum. Als die Gopis dies sehen, rufen sie ihm zu, er solle doch ihre Kleider wieder herunter werfen, doch er bleibt unerbittlich. Jede von ihnen muß einzeln nackt unter den Baum kommen und in Karkatahastaposition(4) um ihre Kleidung bitten. Erst dann gibt er sie herunter.
Doch seine Kindheit ist nicht nur glücklich. Der böse König von Mathura hat erfahren, daß er noch lebt und versucht weiterhin, ihn zu töten, indem er ihm die unterschiedlichsten Dämonen schickt. So muß er bereits in der Wiege einen Elefanten bewußtlos schlagen und eine Schlange erwürgen, die ihn töten soll. Kansa schickt ihm eine Dämonin als Amme, deren Milch so giftig ist, daß sie alles Leben auf der Welt vernichten könnte, aber Krishna verträgt ihre Milch und trinkt nicht nur diese, sondern saugt auch die Dämonin selbst aus, bis sie als leere Hülle zur Erde fällt.
Als Krishna etwas älter ist, geht er gern an der Yumna zum Baden. Eines Tages, als er gerade ins Wasser springen will, taucht vor ihm ein gewaltiger Schlangendämon mit 1000 Köpfen auf und will ihn verschlingen. Krishna jedoch springt auf die Köpfe hinauf und beginnt darauf zu tanzen. Dies tut er so lange, bis der erschöpfte Schlangendämon um Gnade bittet und von Krishna zu einem Schützer der Gegend gemacht wird.
Aber er kämpft nicht nur mit Dämonen. Er legt sich auch mit den Göttern an. Eines Tages als er sieht, wie die Bewohner seines Dorfes Indra(5) anbeten und ihn um Regen bitten, erklärt er ihnen, sie bräuchten Indra nicht anzubeten, da der Regen durch die Wolken gebracht würde, die sich am Berg hinter dem Dorf brechen und da er als Vishnu jedes belebte und unbelebte Wesen sei, also auch Berg und Wolken, sollten sie ihn anbeten anstelle von Indra, was sie dann auch taten. Indra war darauf so wütend, daß er mit seinem Elefanten durch die Wolken flog und das ganze Dorf Gokul mit gewaltigen Wolkenbrüchen hinwegspülen wollte. Als Krishna das sah, hob er den Berg Govardhana hinter dem Dorf auf seinem Finger wie einen Regenschirm in die Höhe und ließ Menschen und Tiere darunter Zuflucht finden.
Erwachsen macht er sich auf an den Hof von Mathura um dort seinen alten Feind Kansu zu treffen.
Als er sich dem Palast nähert, sieht er wie der König seinen Spott mit einer gefangenen Prinzessin treibt, indem er sie am Sari zieht, wodurch sie sich wie ein Kreisel dreht und ausgewickelt wird. Krishna verlängert nun mit seiner Magie den Sari ins Unendliche, weswegen Kansu es nicht schafft, sie ganz zu entkleiden. Er wird mißtrauisch, erblickt Krishna und will wissen, wer der Fremde sei. Falls er nicht Krishna wäre, würde er ihn zu einem Ringkampf auf Leben und Tod herausfordern, einer Disziplin, in der er noch nie geschlagen worden war. Krishna gibt einen falschen Namen an und der Kampf beginnt. Die Haut Kansus kann von keiner Waffe auch nur geritzt werden, und da Krishna ihn töten will spreizt er ihm einfach die Beine so sehr, daß er ihn vom Schritt aus längs durch den ganzen Körper zerreißen kann. Nachdem er ihn getötet hat gibt er die Herrschaft in Mathura an den rechtmäßigen König Ugrasena zurück und begibt sich nach Dwarka, wo er in der Tradition seines Vaters , eines Yadavaprinzen, die Herrschaft antritt.
Er heiratet standesgemäß die Fürstin Rukmini, die auch eine Teilavatar von Lakshmi ist. Das Mahabarata Epos berichtet, wie er als Gefolgsmann der 5 Pandavaprinzen mit ihnen in eine gewaltige Schlacht gegen die Kauravas zieht und ihnen als Wagenlenker Arjunas durch Listen und geschickte Lügen zum Sieg verhilft. Während der Schlacht gibt er Arjuna Belehrungen(6).
Nachdem er mehr als drei Jahrzehnte über Dwarka geherrscht hat, töten sich seine eigenen Verwandten im Rausch gegenseitig und Krishna beschließt, auf alles zu verzichten und den Rest seines Lebens als Asket in den Wäldern zu verbringen. Als er eines Tages in einem Gebüsch schläft, wird er von einem Jäger irrtümlich für ein Stück Wild gehalten und durch einen Pfeilschuß in die Ferse(7) so schwer verletzt, daß er daran stirbt. Zuvor kann er dem Jäger noch seinen Fehler verzeihen.
1. Kansa hatte seinen Vater Ugrasena einsperren lassen um die Macht zu ergreifen.
2. Fluß in Nordindien. Wichtige Flußgöttin(Symbol: Schildkröte)
3. Nach einer anderen Legende heiratet er 16108 Prinzessinen.
4. Position des Tempeltanzes. Die Hände werden bei ausgestreckten Armen bittend über dem Kopf gefaltet, während man auf einem Bein steht und das andere bis in Kniehöhe anwinkelt.
5. Alter arischer Gewittergott und Götterkönig. Herrscher über die drei Welten. Er bringt den Monsunregen.
6. Diese Belehrungen sind in Form der Bhagavadgita eine der heiligsten Schriften Indiens. In ihnen wird zum ersten Mal von der Unsterblichkeit der Seele gesprochen.
7. Achillesferse! Auch Krishna war weitgehend unverwundbar. Er konnte nur durch ein bestimmtes heiliges Schwert getötet werden. Um dies zu verhindern, hatte man dieses Schwert schon vor langer Zeit zerbrochen und pulverisiert. Das Pulver hatte man dann in einen Fluß geworfen um es zu vernichten. Es hatte sich jedoch ein winziges Stück nicht weiter zerkleinern lassen. Dies wurde von einem Fisch verschluckt. Als einige Zeit später der Fisch gefangen wurde, fand der Fischer das Metallstückchen im Magen und stellte daraus eine Pfeilspitze her, die er an den Jäger verkaufte.