Nandi

Nandi

Der Stierkult ist eine der ältesten Formen der Gottesverehrung. Man denke an den Apiskult in Ägypten, die Darstellungen Baals in Stierform (goldenes Kalb) oder den Stiersprung in der minoischen Kultur. Auch in Indien ist er sehr alt. Nicht erst die Arier brachten die Anbetung des Stiers dorthin, sondern bereits in der dravidischen Kultur finden wir viele Momente der Stierverehrung, wie wir an den Funden der zahlreichen Stierstatuetten der Mohenjodarokultur erkennen können.

Nandi ist mit dem Minotaurus(1) der Griechen verwandt und steht für die männliche Potenz und Fruchtbarkeit. Seine Eltern sind die Kuh der Fülle (Subrabhi(2)) und der Schöpfer Kashyapa(3).

Er wird in der Bevölkerung sehr verehrt, was sich darin zeigt, daß das Töten von Kühen verboten ist, daß Kuhkrankenhäuser und Altenheime errichtet werden, darin, daß noch heute viele Bauern ihre Stierkälber einem Tempel schenken, wo sie dann als heilige Stiere mit Nahrung versorgt werden und sich ansonsten frei bewegen und, daß beim Tod eines reichen Mannes Stierkälber zu seinen Ehren freigelassen werden. Alle Substanzen der Kuh sind heilig und rein, so auch Kuhfladen und Kuhurin(4). Der Stier ist nicht nur Shivas Symboltier, manchmal tritt er sogar selbst als Stier auf(5). Es ranken sich zahlreiche Legenden um Nandi, so glaubt zum Beispiel eine Kaste, sie würde von einem seiner Kuhfladen abstammen(6) und manche Sadhus glauben wenn sie Haschischblüten rauchen es wären die Schwanzhaare Nandis. Nachdem Shiva ihn in einem harten Kampf besiegt hat(7), wird er sein getreuer Gefolgsmann und steht ihm stets zur Seite(8). Er wird meist in ruhender Haltung anbetend vor dem Lingam dargestellt.

In folgender kleiner Legende zeigen uns Shiva, Parvati und Nandi, daß man es nie allen recht machen kann:

Vor langer Zeit ritten Shiva und Parvati gemeinsam auf dem Nandibullen in ein Dorf hinein. Als die Bewohner dies sahen, schimpften sie über die Tierquälerei. "Zwei auf einem Stier!" Also stieg Shiva ab und ging zu Fuß. Da riefen die Leute: "Schaut, seine Frau reitet und er muß laufen, was ein Pantoffelheld!" Jetzt stieg Parvati ab und Shiva ritt. Erneut schimpften die Dörfler. "Schaut, er reitet, seine arme Frau muß laufen, was ein Macho!"

Endlich stiegen nun beide ab und gingen neben Nandi her, aber die Menschen waren immer noch nicht zufrieden. "Seht euch diese Dummköpfe an! Sie haben eine solchen Stier und gehen doch zu Fuß!"

Nun mußte sogar Nandi lachen und meinte: "Vielleicht solltet ihr auf mir reiten."


  1. Minotaurus ist Poseidon zugeordnet, der seine Entsprechung in Shiva findet (Dreizack, Erdbeben).
  2. Sie kann niemals eine Bitte ablehnen. So lügt sie sogar einmal, auf die Bitte Brahmas hin und behauptet Vishnu gegenüber, Brahma hätte die Spitze des Flammenlingams erreicht (siehe "Swajambuh Lingam") und wäre deshalb größer als er.
  3. Schildkrötenförmiger Schöpfer von Göttern und Dämonen.
  4. Kuhfladen werden für das Opferfeuer benötigt, die Sadhus reiben sie in die Haare und sie sind der wichtigste Grundbaustoff für Hüttenwände und Böden. Die Frauen nehmen nach der Menstruation und nach einer Geburt einen Reinigungstrank aus Kuhurin, Kuhfladen, Jogurt und Milch (den reinen Substanzen der Kuh) zu sich.
  5. Eines Tages ist Shiva in Kedarnath, dem Feld der Erlösung, am Meditieren. Da kommt Brahma und möchte ihn verehren. Shiva will Brahma jedoch nicht sehen, verwandelt sich deshalb in einen Stier und versucht ihm mit einem gewaltigen Sprung durch die Erde zu entkommen. Brahma packt ihn jedoch an den Füßen, sodaß sie immer noch in Kedarnath herausragen. Seine Hörner kamen in Pashuputinat an die Oberfläche, sein Phallus in Varanasi. Nun mußte Brahma nach Varanasi pilgern um Shiva dort zu verehren.
  6. nachdem Shiva mit Nandi Analverkehr hatte.
  7. Kampf gegen die eigene Sexualität
  8. siehe "Parvati und Kama"

 

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