Rama und Sita

Rama und Sita

Rama ist neben Krishna die bekannteste menschliche Avatar Vishnus. Seine Geschichte wird uns im Ramayana erzählt, von dem es mehrere stark unterschiedliche Fassungen gibt.

Er war der Sohn des Königs Dasharatha von Ayodhya und seiner Lieblingsfrau. Als Prinz besuchte er den benachbarten König Janaka von Videha und nahm an einem Wettkampf im Bogenspannen teil, dessen Preis die Hand der schönen Königstochter Sita(1)war. Es war der Bogen Shivas, der gespannt werden sollte, und Rama war als einziger dazu in der Lage. Als er mit seiner frisch erworbenen Frau nach Hause kam, wollte ihn sein Vater zum Nachfolger bestimmen, doch die zweite Frau seines Vaters, seine Stiefmutter Kaikeyi intrigierte gegen ihn und wollte ihren eigenen Sohn Bharata als zukünftigen König sehen. Deshalb erklärte sie ihrem Mann einmal als sie krank darniederlag, sie könne nur gesunden, wenn er ihr eine Bitte gewähren würde. Dasharata versprach die Bitte zu erfüllen und sie forderte von ihm den Thron für ihren Sohn. Nun hatte er keine Wahl mehr, und mußte Bharata zum Nachfolger bestimmen, während Rama zusammen mit seinem jüngeren Bruder Lakshmana und seiner Frau Sita zu einer 14jährigen Verbannung in den Dschungel geschickt wurde. Seine Stiefmutter hatte jedoch die Rechnung ohne ihren eigenen Sohn gemacht. Der erklärte nämlich, er wolle nicht die Herrschaft als König, sondern würde höchstens den Thron für Rama verwalten, solange er fort wäre. Als Zeichen dafür setzte er sich auf den Boden, während er auf den Thronsitz die Sandalen Ramas stellte, sodaß jeder erkennen konnte, wer der wahre Herrscher war.

Rama hatte sich nach einiger Zeit im Dschungel eingelebt, als eine Dämonin auf ihn aufmerksam wurde. Sie verliebte sich in ihn und wollte ihn zum Mann. Da Rama jedoch bereits verheiratet war und ihr Ansinnen ablehnte, wollte sie Sita töten, um auf diese Art Rama zu gewinnen. Als dieser ihre Absichten durchschaute, wurde er sehr wütend, schnitt ihr Nase, Lippen und Ohren ab, und jagte sie davon. So verstümmelt flüchtete sie zu ihrem großen Bruder, Ravana, dem 10köpfigen Dämonenkönig von Lanka. Ravana wollte seine kleine Schwester rächen, nahm den Himmelswagen Kuberas und flog zur Eremitage Ramas in den Dschungel. Während ein Dämon der ihn begleitet hatte, sich in eine Antilope verwandelte und so den passionierten Jäger Rama von der Hütte weglockte, wurde Sita von Ravana in den Himmelswagen gezerrt und entführt. Der König der Adler(2) nahm die Verfolgung auf, wurde jedoch durch einen Pfeilschuß Ravanas getötet. Als Rama zurückkam war alles zu spät. Ihm blieb nur übrig, zusammen mit seinem Bruder Lakshmana eine Armee aufzustellen um die Verfolgung aufzunehmen. Da er zu wenig Menschen zur Verfügung hatte, war es eine Armee von Tieren, dessen Kern Hanuman mit seinen Affen bildete. Ihren ersten Halt hatten sie an der Meerenge zwischen Indien und Sri Lanka, wo sie zunächst einen Damm bauen mußten, um auf die Insel zu gelangen. Nachdem sie übergesetzt waren, berannten sie die Hauptstadt des Dämonen mit wechselndem Glück, denn der stand unter dem Schutz Shivas und hätten einige Male den Kampf fast verloren, wenn nicht Hanuman die Situation immer wieder gerettet hätte. Nach langem Kampf gelang es Rama schließlich mit Einwilligung Shivas(3), Ravana mit dem Bogen, Sharanga(4), der einzigen Waffe, mit der er überhaupt verwundbar war, zu töten, die Stadt der Dämonen einzunehmen und Sita zu befreien. Er nahm sie wieder auf und zog mit ihr zurück nach Indien. Überall wo sie hinkamen, wurden zu ihren Ehren Lichterbäume entzündet, die Hauswände bemalt und als Zeichen des ewigen Lebens Girlanden aus immergrünen Ashokablätter aufgehängt(5).

 

Nach einer anderen Version befürchtet Rama, Sita könne von Ravana entehrt worden sein, und damit auch er. Um seine Ehre wiederherzustellen, ordnete er deshalb den Feuertod für Sita an. Sie betrat den Scheiterhaufen, die Flammen konnten ihr jedoch nichts anhaben, da sie absolut rein war. Nun konnte sie Rama wieder als Frau aufnehmen.

Nachdem die 14 Jahre der Verbannung um waren, übergab Bharata die Herrschaft über Ayodhya wieder an Rama, der sie bis zu seinem Tod inne hatte.


1. So wie Rama eine Avatar von Vishnu ist, ist Sita (die Furche) eine von Lakshmi.
2. Enkel Garudas, Freund Hanumans, des Affengenerals, der mit Erlaubnis seines Königs Sugriva sich mit einer Armee von Affen Rama anschließt, um den Tod seines Freundes zu rächen.
3. Nachdem Ravana von Shiva besiegt worden war(siehe Shiva und Ravana), wurde er einer seiner treusten Verehrer und stand deswegen unter seinem besonderen Schutz. Da nun aber die anderen Götter und speziell Vishnu auf der Seite Ramas standen, überredeten sie ihn so lange, bis er seine schützende Hand von ihm zog. Parvati war wegen dieses Treuebruchs gegenüber Ravana dermaßen erbost, daß sie deswegen mit Shiva einen so gewaltigen Ehekrach hatte, daß die anderen Götter sie mühsam mit Rauchopfern wieder besänftigen mußten.
5. Shivas Bogen. Siehe Nilakantha.
6. So entstand das indische Neujahrs- und Weihnachtfest Diwali, in dem Rama als "Weihnachtsmann" fungiert und den Kindern die Geschenke bringt.

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